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Das cABCDE-Schema: Lebensrettende Maßnahmen für Ersthelfer und Einsatzkräfte

In der Notfallmedizin zählt jede Sekunde. Die ersten Maßnahmen, die ein Ersthelfer oder eine Einsatzkraft ergreift, können über Leben und Tod entscheiden. Genau hier setzt das cABCDE-Schema an – eine international anerkannte Strategie zur strukturierten Untersuchung und Versorgung von Schwerverletzten.

Was ist das cABCDE-Schema?

Das cABCDE -Schema ist eine standardisierte Vorgehensweise in der Notfallmedizin, die auf der Maxime „Treat first, what kills first“ (Behandle zuerst das, was am schnellsten tödlich ist) basiert. Es hilft, unter Stress lebensbedrohliche Verletzungen gezielt zu identifizieren und in der richtigen Reihenfolge zu behandeln. 

Der strikte Ablauf dieses Schemas ermöglicht es Ersthelfern, Notärzten und Einsatzkräften, den Patienten systematisch zu untersuchen und dabei kritische Zustände nicht zu übersehen. 

Die Buchstaben des Akronyms stehen für die prioritären Schritte der Erstbeurteilung und Erstversorgung:

  • „c“ für „Critical Bleeding“ (kritische Blutung)
    “x” für Exsanguinationsproblematik (Ausblutung)
  • „A“ für „Airway“ (Atemwege)
  • „B“ für „Breathing“ (Atmung)
  • „C“ für „Circulation“ (Kreislauf)
  • „D“ für „Disability“ (neurologischer Status)
  • „E“ für „Exposure/Environment“ (Entkleidung/Umweltbedingungen/ Wärmeerhalt/ Weitere Untersuchung/ Versorgung)
IconA zu Airway

Ursprung und Anwendungsgebiete des cABCDE-Schemas

Das cABCDE -Schema wurde zunächst für den zivilen Rettungsdienst entwickelt, um die Erstversorgung von Verletzten – auch unter extremen Bedingungen – zu optimieren.

Grundlagen des cABCDE-Schemas

Die Grundlage des cABCDE Schemas liegt in der Priorisierung von Maßnahmen, die unmittelbar lebensrettend sind. Das Schema wird sequenziell durchgegangen, wobei jeweils die sofortige Bedrohung zuerst adressiert wird. Es ist so aufgebaut, dass eine Verschlechterung des Patientenzustands jederzeit schnell erkannt und darauf reagiert werden kann.

Worin besteht der Unterschied zwischen dem cABCDE-Schema und dem xABCDE-Schema?

Das cABCDE Schema wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt. Nach neuer Definition wurde das "c" durch den Buchstaben "x" ersetzt. Das "x" steht für eine potentielle traumatische Exsanguinationsproblematik (Ausblutung), die bei der Patientenversorgung Vorrang hat. Beide Begrifflichkeiten sind verbreitet und gängige Praxis bei Notfällen jeglicher Art. Aufgrund einer einheitlichen Schreibweise verwenden wir im Folgenden den Begriff “cABCDE Schema”.

Vorteile des cABCDE-Schemas

  • Klare Priorisierung lebensrettender Maßnahmen
  • Vermeidung von übersehenen lebensbedrohlichen Zuständen
  • Effiziente & systematische Notfallversorgung

Das cABCDE-Schema auf einen Blick


Schritt Beobachtung Intervention
c - critical Bleeding
x - Exsanguinationsproblematik
Sichtbare schwere Blutungen,
Blutungskontrolle
Direkte Druckanwendung,
Tourniquet,
Wundversorgung
A - Airway Bewusstseinszustand,
Freie Atemwege
Atemwegssicherung,
Überprüfung auf Verlegungen, Atemwegshilfen
B - Breathing
Atmungstätigkeit, Oxygenierung, Atemgeräusche Sauerstoffgabe, Unterstützung der Atmung, Versorgung von
Wunden des Brustkorbs
C - Circulation Puls, Blutdruck, Hautzustand, Blutungen Flüssigkeitstherapie, Schockmanagement, Kreislaufüberwachung, Versorgung von blutenden Wunden, die nicht unmittelbar tödlich sind
D - Disability Bewusstseinslevel (AVPU, GCS), Pupillenreaktion, Motorik und Sensibilität Neurologische Überwachung, Schutz vor weiteren Verletzungen
E - Exposure / Environment Körpertemperatur, Umweltbedingungen, Ganzkörperuntersuchung Schutz vor Umwelteinflüssen, Wärmeerhalt, Kleidungsanpassung

Die einzelnen Schritte des cABCDE-Schemas

Kritische Blutungen (critical bleeding) x Ausblutung (Exsanguinationsproblematik) – Erste Priorität

Der erste Schritt im cABCDE Schema ist die Kontrolle von kritischen bzw. lebensbedrohlichen Blutungen, auch bekannt als "critical Bleeding". Die schnelle Identifikation und effektive Kontrolle von starken Blutungen sind entscheidend, um das Überleben des Patienten zu sichern, da unkontrollierte Blutverluste schnell zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen können.

Maßnahmen: 

  • Direkter Druckverband zur sofortigen Blutstillung 
  • Tourniquets (z. B. CAT®-Tourniquet) für starke arterielle Blutungen an Extremitäten 
  • Hämostatische Verbände mit blutstillenden Substanzen
Skizze kritische Blutung am  Arm

Atemwegssicherung (Airway) – Freie Atemwege gewährleisten

Nach der Blutstillung muss sichergestellt werden, dass der Patient Luft bekommt. Eine Verlegung der Atemwege kann durch Erbrochenes, Blut, Fremdkörper oder eine zurückgefallene Zunge verursacht werden.

Maßnahmen:

  • Bewusstseinsprüfung 
  • Mundraum kontrollieren 
  • Kopf überstrecken, Kinn anheben (Eselsbrücke: „Head Tilt, Chin Lift“) 
  • Atmung kontrollieren 
  • Einsatz eines Guedel- oder Wendl-Tubus zur Atemwegssicherung 
  • Absauggeräte zur Entfernung von Fremdkörpern


Skizze Atemwege frei machen

Atmung & Brustkorb (Breathing) - Sauerstoffversorgung sicherstellen

Nach der Atemwegssicherung wird überprüft, ob der Patient selbstständig atmet und ob die Lunge ordnungsgemäß belüftet wird. Störungen können durch Rippenbrüche, ein Pneumothorax oder eine Lungenquetschung auftreten.

Maßnahmen:

  • Beobachtung der Atmung (regelmäßig, tief, beidseitig symmetrisch?) 
  • Sauerstoffgabe oder Beatmung mit einem Beatmungsbeutel (BVM, Bag-Valve-Mask) 
  • Dekompression bei Spannungspneumothorax mit einer Thoraxnadeldekompression 
  • Brustkorb überprüfen: Erkennung und Behandlung von Brustverletzungen , offene Stellen mit einem Chest Seal / Thoraxpflaster versorgen
Skizze Atmung prüfen

Kreislauf & Schockkontrolle (Circulation) – Kreislauf stabilisieren

Der Kreislauf ist das lebenserhaltende Transportsystem des Körpers, das nicht nur Sauerstoff und Nährstoffe zu den Zellen bringt, sondern auch Abfallprodukte abtransportiert. Nachdem die Atemwege frei und die Atmung stabilisiert sind, ist es unerlässlich, die Kreislauffunktion zu bewerten und sicherzustellen, dass das Herz-Kreislauf-System effizient arbeitet.

Maßnahmen:

  • Mittels Blood Sweep über den Körper des Verwundeten streichen und auf zusätzliche Wunden untersuchen 
  • Kontrolle des Pulses & Blutdrucks 
  • Flüssigkeitszufuhr mittels Infusion (wenn qualifiziertes Personal verfügbar) 
  • Blutdruckmessung
Skizez Kreislauf prüfen. Blutende Wunden im Rahmen des cABCDE Schemas behandeln

Neurologische Untersuchung (Disability) – Bewusstseinsstatus prüfen

Nachdem die Atemwege gesichert, die Atmung unterstützt und die Zirkulation bewertet wurde, konzentriert sich der nächste Schritt, "Disability", auf die neurologische Bewertung des Patienten. Dieser Schritt ist entscheidend, um das Bewusstseinsniveau und mögliche neurologische Beeinträchtigungen zu beurteilen.

Maßnahmen:

  • AVPU-Check: A (Alert) – Wach und ansprechbar V (Verbal) – Reagiert auf Ansprache P (Pain) – Reagiert nur auf Schmerzreize U (Unresponsive) – Keine Reaktion 
  • Pupillenreaktion 
  • Bewegung und Sensibilität
Skizze Erbrochenes

Umgebungsfaktoren & Wärmeerhalt (Exposure/Environment) – Schutz vor Unterkühlung

Der letzte Schritt des cABCDE Schemas ist "Exposure/Environment", der sich auf die vollständige Untersuchung des Patienten und die Bewertung von Umweltfaktoren bezieht. Ziel ist es, keine Verletzungen oder Bedingungen zu übersehen, die den Zustand des Patienten beeinflussen könnten. 

Maßnahmen: 

  • Wärmeerhalt (aktiv oder passiv) 
  • Schutz vor Nässe & Witterungseinflüssen 
  • Sicherstellung einer stressarmen Umgebung
06_E-Environment Exposure

Warum ist das cABCDE -Schema so wichtig?

Das cABCDE -Schema ist nicht nur für Profis wie Rettungskräfte oder Militärmediziner relevant – auch Ersthelfer profitieren davon. In Notfällen gibt es keine Zeit für langes Nachdenken, weshalb eine standardisierte Vorgehensweise die beste Chance auf ein effektives und sicheres Handeln bietet. 

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