In der heutigen Arbeitswelt, in der Belastungen durch Stress, unerwartete Ereignisse und hohe Anforderungen ständig zunehmen, gewinnt die Psychologische Erste Hilfe (PEH) am Arbeitsplatz immer mehr an Bedeutung. Unfälle, traumatische Erlebnisse oder plötzliche Notfälle können Beschäftigte stark belasten und schnelle emotionale Unterstützung ist in solchen Momenten entscheidend.
Psychologische Erste Hilfe bietet die Möglichkeit, akute Krisensituationen aufzufangen und damit schwerwiegendere psychische Folgen zu verhindern. Dies stärkt nicht nur das Wohlbefinden der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch das allgemeine Betriebsklima und die Produktivität. Der Bedarf an ausgebildeten psychologischen Ersthelfern steigt stetig, da Unternehmen immer mehr Verantwortung für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter übernehmen.
Psychologische Erste Hilfe (PEH) umfasst Maßnahmen zur emotionalen Stabilisierung von Menschen in akuten Krisensituationen. Im Gegensatz zur medizinischen Ersten Hilfe, die sich auf körperliche Verletzungen konzentriert, bietet die PEH Unterstützung für den psychischen Zustand der Betroffenen in extremen Belastungssituationen. Ziel der PEH ist es, den Betroffenen Sicherheit und Stabilität zu vermitteln und damit das Risiko langfristiger psychischer Folgeschäden zu reduzieren.
Während die medizinische Erste Hilfe sichtbare körperliche Verletzungen behandelt, konzentriert sich die PEH auf das seelische Befinden. Sie bietet den Betroffenen eine erste wichtige Stabilisierung durch Zuhören, Beruhigen und Trösten, bis professionelle Hilfe eintrifft. Zu den wichtigsten Zielen gehören die emotionale Entlastung, das Schaffen von Sicherheit und das Aufzeigen von Handlungsspielräumen. Durch PEH können Krisensituationen entschärft werden, bevor sie langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.
Psychologische Erste Hilfe kann insbesondere nach Unfällen oder unerwarteten Notfällen am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle spielen. Solche Ereignisse bringen oft nicht nur körperliche, sondern auch psychische Belastungen mit sich, die zu Schock, Angst und Orientierungslosigkeit führen können. In diesen Momenten hilft PEH, die emotionale Stabilität der Betroffenen zu sichern und ihre psychische Verfassung zu beruhigen.
Unfälle wie schwere Stürze oder technisches Versagen schaffen abrupte Extremsituationen, die die betroffenen Mitarbeitenden überfordern können. PEH hilft, den Schock zu lindern und langfristige psychische Folgen zu vermeiden. Ein strukturiertes Vorgehen bei der emotionalen Betreuung hilft, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Davon profitieren nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das gesamte Team, das durch ein sicheres und unterstützendes Arbeitsumfeld gestärkt wird.
Jeder Mitarbeiter kann zum Psychologischen Ersthelfer ausgebildet werden, unabhängig von seiner beruflichen Position. Eine psychologische Ausbildung ist nicht erforderlich, es werden jedoch spezielle Schulungen angeboten, die den Ersthelfern die notwendigen Kompetenzen vermitteln, um in Krisensituationen richtig handeln zu können. Diese Schulungen umfassen Themen wie das Erkennen von Stresssymptomen, den Umgang mit traumatischen Erlebnissen und den richtigen Einsatz von PEH.
Während professionelle Psychologen vertiefende Therapien und Interventionen anbieten, unterstützen psychologische Ersthelfer in akuten Notfällen. Sie bieten kurzfristige Stabilisierung und beruhigende Unterstützung und leiten die Betroffenen bei Bedarf an Spezialisten weiter.
Die 4-S-Regel ist ein bewährtes Modell in der psychischen Ersten Hilfe, das Helfern in Krisensituationen eine klare Struktur bietet. Diese vier Schritte stehen für: Sagen, Sprechen, Suchen und Schirmen.
Diese Schritte bieten eine einfache Anleitung für den richtigen Umgang mit Krisensituationen am Arbeitsplatz.
Anzeichen für eine psychische Krise können sich auf verschiedene Weise äußern – übermäßige Nervosität, Rückzug, plötzliche Gereiztheit oder emotionales Zusammenbrechen. In einer akuten Krisensituation nach einem Unfall sind Schockzustände, Verwirrung oder Zittern häufige Symptome. Führungskräfte und Kollegen sollten schnell und ruhig reagieren, um Unterstützung anzubieten.
Wichtig ist dabei, den Betroffenen Sicherheit zu vermitteln, ohne die Situation zu verharmlosen. Typische Fehler wie vorschnelle Ratschläge oder das Bagatellisieren der Situation sollten vermieden werden.
Unternehmen, die eine PEH-Kultur etablieren, profitieren von einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und geringeren Fehlzeiten. Durch schnelle emotionale Unterstützung in Krisensituationen können schwerwiegende psychische Folgen vermieden und eine schnelle Rückkehr zur Normalität unterstützt werden. Darüber hinaus fördern solche Maßnahmen ein offenes, unterstützendes Arbeitsumfeld, das das allgemeine Wohlbefinden stärkt.
Obwohl es in vielen Ländern noch keine gesetzliche Verpflichtung gibt, Psychologische Erste Hilfe am Arbeitsplatz zu implementieren, erkennen immer mehr Unternehmen die Notwendigkeit und den Nutzen. Die Arbeitsstättenverordnung und die Gefährdungsbeurteilung in Deutschland beispielsweise geben bereits Richtlinien für den allgemeinen Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vor. Unternehmen können durch Erste Hilfe präventiv tätig werden und damit nicht nur die gesetzlichen Vorgaben zum Gesundheitsschutz erfüllen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern leisten. Die Umsetzung kann durch gezielte Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Führungskräften erfolgen, um sicherzustellen, dass psychologische Ersthelfer auf Krisensituationen vorbereitet sind.
Das Mental Health First Aid (MHFA)-Programm, Kurse für Psychologische Ersthelfer, erweitert den Ansatz der Psychologischen Ersten Hilfe, indem es auf ein breiteres Spektrum von psychischen Gesundheitsproblemen eingeht. MHFA vermittelt praktische Fertigkeiten, um frühzeitig auf Anzeichen von psychischen Erkrankungen zu reagieren. Unternehmen können durch MHFA-Programme das Bewusstsein für mentale Gesundheit stärken und präventive Maßnahmen ergreifen, um die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu fördern.