Brauchen wir eine Siesta an heißen Tagen?

Zahlreiche Amtsärzte haben das Konzept einer verlängerten Mittagspause für Beschäftigte in Deutschland nach dem Vorbild einer südeuropäischen Siesta vorgeschlagen. Dies trifft auf Zustimmung bei Arbeitnehmerverbänden, dem Gewerkschaftsbund und einem Teil der Arbeitgeber. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fragen zur möglichen Siesta in Deutschland beantwortet.

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Was ist eine Siesta?

Eine Siesta entspricht der spanischen, traditionellen Mittagsruhe. Wenn die sommerlichen Außentemperaturen in Südeuropa in den Mittagsstunden ihren Zenit erreichen, wird die – gerade körperlich anstrengende – Arbeit eingestellt und beispielsweise in die kühleren Abendstunden verlegt.

Ein Vorgehen, das nun auch für deutsche Arbeitnehmende unter dem Aspekt des Hitzeschutzes und des abnehmenden Leistungs- und Denkvermögens bei hohen Temperaturen diskutiert wird. Die Belastungen für den Körper durch das verstärkte Pumpen von Blut in die äußeren Gefäße, kann, laut Johannes Nießen, Vorsitzender der Amtsärzte in Deutschland, zu einem niedrigeren Blutdruck und einer höheren Herzfrequenz führen.

Neben der körperlichen Mehrbelastung und der reduzierten Konzentrationsfähigkeit an heißen Tagen, spielt hier auch das Thema Sonnenschutz eine wichtige Rolle: Hautkrebs ist die häufigste Berufskrankheit am Bau und der häufigste Berufskrebs.

Wie könnte eine Siesta bzw. ein angepasster Hitzeschutz in Deutschland aussehen?

Ein möglichst effektiver Hitzeschutz richtet sich nach dem jeweiligen Arbeitsplatz bzw. den entsprechenden Bedingungen vor Ort und ist somit individuell umzusetzen. Über folgende Maßnahmen wird dabei im Allgemeinen gesprochen:

  • Die Arbeitszeit in die kühleren Stunden am Morgen und Abend zu verlegen
  • Effektiver Sonnenschutz im Büro durch geschlossene Jalousien und auch nachts aktive Lüftungen
  • Die Entfernung von Wärmequellen wie Drucker oder Kopierer aus den Büros
  • Eine angepasste, gelockerte Kleiderordnung
  • Die Bereitstellung von Getränken wie Wasser oder Tee

Was sollte man während einer Siesta tun?

Eine gute Siesta entspricht nicht unbedingt dem klischeehaften Nickerchen auf der Veranda. Fest steht jedoch, dass man in dieser Zeit dem Körper eine Ruhephase gönnen soll. Das heißt also auch, dass man die Siesta nicht nutzt, um Großeinkäufe zu erledigen oder exzessiv Sport zu betreiben.

Ein kurzer Schlaf an heißen Tagen, der bekannte Powernap, bringt dabei durchaus Vorteile mit sich – gerade dann, wenn der Schlaf in tropischen Nächten unruhiger oder kürzer ausfällt:

  • Gesteigerte Leistungsfähigkeit
  • Langfristiger Schutz der Gesundheit

Warum wird Kritik an der Siesta geübt?

Kritische Stimmen kommen u.a. vom Verband der Familienunternehmer. Eine flächendeckende Notwendigkeit einer Siesta wird hier aktuell nicht gesehen. Modelle wie Vertrauens- oder Gleitzeit, die bereits im Arbeitsvertrag verankert sind, seien bereits gute Möglichkeiten für die Arbeitnehmenden, um sich ihre Zeit flexibler einzuteilen und so an heißen Tagen die Arbeit früher zu beginnen bzw. zu beenden.

Auch die allgemeine Umsetzbarkeit einer Siesta steht in der Kritik. Gerade Berufspendlern mit einem längeren Anfahrtsweg ist es nicht möglich, für die Ruhezeit am Mittag nach Hause zu fahren. Viele Unternehmen können es sich außerdem während des laufenden Tagesgeschäfts und gerade im Austausch mit Kunden nicht leisten die Arbeit für einige Stunden einzustellen.

Über die genaue Umsetzung einer Siesta in Deutschland und deren Vereinbarkeit mit der deutschen Arbeitskultur sind sich die Expert:innen bislang noch nicht einig. Fest steht jedoch, dass sich die Siesta nach den unterschiedlichen Bedürfnissen der jeweiligen Arbeitsplätze richten muss.

Berater:in vor Ort