Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland - und die häufigste außerhalb von Kliniken. Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen daran. Das sind 30-mal mehr als im Straßenverkehr tödlich verunglücken. Sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) kann Leben retten - aber nur in Kombination mit dem Einsatz eines Defibrillators. Erst dann steigt die Überlebenschance von 5 auf bis zu 75 Prozent. Allerdings sind die Anschaffungskosten recht hoch und die Geräte daher leider noch zu wenig verbreitet.
Der plötzliche Herztod (PHT) oder Sudden Cardiac Death (SCD) ist ein unerwarteter Herz-Kreislauf-Stillstand, der innerhalb kurzer Zeit nach Auftreten der ersten Symptome bei einem zuvor scheinbar gesunden Menschen eintritt. SCD wird diagnostiziert, wenn der Tod entweder innerhalb einer Stunde nach den ersten Symptomen oder innerhalb von 24 Stunden nach dem letzten gesunden Zustand eintritt. Bei Säuglingen unter einem Jahr spricht man vom plötzlichen Kindstod (SIDS).
Der plötzliche Herztod wird häufig durch eine koronare Herzkrankheit (KHK) ausgelöst. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa sechs Millionen Menschen von einer KHK betroffen. Diese Erkrankung wird häufig durch Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen (hohe Cholesterinwerte) verursacht. Zu den selteneren Auslösern des plötzlichen Herztodes zählen Herzklappenerkrankungen, angeborene Herzfehler und Bluthochdruck. Auch erworbene Herzmuskelerkrankungen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) können eine Rolle spielen.
Bei einem gesunden Herzen sorgen regelmäßige elektrische Impulse für eine rhythmische Kontraktion des Herzmuskels. Das Blut wird dadurch gleichmäßig durch den Körper gepumpt.
Beim Kammerflimmern steht das Herz hingegen sozusagen unter Dauerstrom. Die Impulse erfolgen vollkommen unregelmäßig und in einer wesentlich höheren Anzahl pro Minute. Der Herzmuskel zuckt unkontrolliert, sprich das Herz flimmert.
Die Herzkammern pumpen nicht mehr, der Blutkreislauf kommt zum Stillstand, der Puls verschwindet, die Atmung setzt aus, der Betroffene verliert das Bewusstsein und die Körperzellen beginnen abzusterben. Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen treten am häufigsten im Zusammenhang mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße auf. Sie können aber auch die Folge von Stromunfällen, von Medikamentenmissbrauch oder einfach von Nebenwirkungen medikamentöser Behandlungen sein.
Kammerflimmern ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, bei der die Herzkammern aufgrund unkontrollierter elektrischer Impulse sehr schnell und unkoordiniert zusammenzucken, anstatt regelmäßig zu pumpen. Diese unregelmäßigen Kontraktionen führen dazu, dass das Herz kein Blut mehr in den Körper pumpt, was zum Kreislaufstillstand und ohne sofortige medizinische Hilfe zum Tod führen kann. Kammerflimmern ist eine häufige Ursache für den plötzlichen Herztod.
Der normale Herzrhythmus wird durch elektrische Impulse gesteuert, die das Herz zu koordinierten Kontraktionen anregen. Beim Kammerflimmern ist dieses elektrische System gestört, was zu einem vollständigen Funktionsausfall der Herzkammern führt. Der Betroffene verliert das Bewusstsein und hört auf zu atmen.
Herzkrankheiten, insbesondere solche, die Herzrhythmusstörungen verursachen, sind die Hauptursache für den plötzlichen Herztod. Vor allem die koronare Herzkrankheit (KHK), die die Herzkranzgefäße betrifft, spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie können jedoch aktiv zur Vorbeugung beitragen, indem Sie Risikofaktoren minimieren, von denen viele mit dem Lebensstil zusammenhängen.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von KHK gehören:
Wichtig ist auch, auf die richtige Erholungszeit nach Krankheiten wie Erkältungen oder Magen-Darm-Infekten zu achten. Eine unzureichende Genesung kann zu einer Herzmuskelentzündung führen, die Herzrhythmusstörungen verursachen und im schlimmsten Fall einen plötzlichen Herztod auslösen kann. Sport sollte daher erst nach vollständiger Genesung wieder aufgenommen werden.
Der plötzliche Herztod tritt oft ohne Vorwarnung und sehr schnell ein. Scheinbar gesunde Menschen können plötzlich zusammenbrechen, ohne dass es vorher Anzeichen für eine gesundheitliche Beeinträchtigung gab. Folgende Symptome weisen auf einen plötzlichen Herztod hin:
Beim plötzlichen Herztod zählt jede Sekunde. Die folgenden Schritte sind entscheidend:
Anders als in Filmen und Serien immer wieder dargestellt, dient ein Defibrillator nicht dazu, ein nicht mehr schlagendes Herz wieder zum Pumpen zu bringen. Es wird nicht mit einem Funken wieder in Gang gesetzt. Vielmehr versetzt der Defibrillator das chaotisch flimmernde Herz schockartig zurück in den „Ruhemodus“. Kein Herzschlag mehr, aber auch kein unkontrolliertes Zucken. Das Reizleitungssystem wird auf Null gesetzt, es gibt keine sichtbare elektrische Aktivität (Asystolie). Im EKG sieht man nur die sogenannte Nulllinie.
Erst jetzt besteht die Chance, durch eine Herzdruckmassage wieder eine regelmäßige, gleichmäßige Herztätigkeit herbeizuführen. Je länger die Herzrhythmusstörung andauert, desto geringer wird diese Chance. Mit jeder Minute, in der keine Hilfe geleistet wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent. Auch bei Kammerflimmern und Kammertachykardien ist die Defibrillation die einzig wirksame Behandlungsmethode.