DER WERO-Ratgeber:
Diese 10 Fehler sollten Sie bei der Tourniquet Anwendung vermeiden!
Werden beim Anlegen eines Tourniquets Fehler gemacht, kann dies schwere Folgen haben, da womöglich die gewünschte Wirkung nicht erzielt werden kann. Nachfolgend erläutern wir die zehn häufigsten Fehler bei der Tourniquet-Anwendung und geben Ihnen Tipps, wie Sie diese vermeiden können.
1. Fehler: zu langes Warten vor dem Anlegen des Tourniquets
Bei kritischen Extremitätenblutungen steht die verstreichende Zeit im direkten Zusammenhang mit dem Blutverlust. Wird ein Tourniquet erst nach Ausschöpfen aller anderen Möglichkeiten der Blutstillung angelegt, kann bereits zu viel Zeit verstrichen sein. Sinnvoller ist daher der schnelle Einsatz, sofern eine schwere Verletzung mit starker Blutung festgestellt wird. Das ist beispielsweise bei Autounfällen, Arbeitsunfällen, Schusswunden oder tiefen Schnittverletzungen an Armen oder Beinen der Fall.
2. Fehler: Verwendung von improvisierten Tourniquets
Auch die Verwendung von ungeeigneten Hilfsmitteln statt professioneller Produkte ist ein typischer Fehler. Hilfsmittel wie beispielsweise ein Gürtel, Tuch oder Kleidungsstück führen in den meisten Fällen zu keiner ausreichenden Kompression. Das gilt selbst dann, wenn zusätzlich ein Knebel verwendet wird. Hier liegt das Problem meistens darin, dass ungeeignete Knebel wie Stifte oder Äste verwendet werden, welche schnell brechen können oder der improvisierte Knebel nicht richtig gesichert wird, sodass er sich wieder löst. Der Einsatz von improvisierten Tourniquets sollte deshalb nur im äußersten Notfall verwendet werden und nur dann, wenn man die Technik eines improvisierten Tourniquets beherrscht. Dementsprechend gilt: Ein Tourniquet sollte in keiner Notfallausrüstung fehlen!
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3. Fehler: falsche Positionierung des Tourniquets
Entscheidend für den Erfolg der Notfallmaßnahme ist zudem die Position bei der Tourniquet Anwendung. Häufig wird dieses zu dicht an der Wunde platziert. Grundsätzlich können Sie sich daran orientieren, dass mindestens eine Handbreit Abstand zur Wunde bestehen sollte. Kommt es zu einem Abriss der Arterie, kann sich diese in die Extremität zurückziehen. In solchen Fällen reicht eine Handbreit Abstand zur Wunde teilweise nicht aus, um eine Kompression der Arterie herbeizuführen. Außerdem darf die Position nicht direkt über dem Knie oder Ellbogen gewählt werden. Hier ist keine ausreichende Kompression möglich.
4. Fehler: mangelndes Vorspannen beim Anlegen
Ein Tourniquet muss schon vor dem Einsatz des Knebels ausreichend eng um die Extremität gelegt werden. Hierzu wird in der Regel ein Klettverschluss verwendet. Schließen Sie ihn nicht eng genug, kann der Knebel im Anschluss seine Wirkung nicht ausreichend entfalten. Die Folge davon ist eine zu geringe Kompression, welche den Blutverlust nicht stoppt. Deshalb sollten Sie schon beim Anlegen auf einen ausreichend engen Sitz achten. Es sollte nicht möglich sein, drei Fingerspitzen zwischen Tourniquet und Extremität zu bringen.
5. Fehler: Tourniquet-Sicherung wird vergessen
Bei allen bekannten Tourniquet-Modellen gibt es eine Vorrichtung zur Sicherung. Diese verhindert, dass sich der Knebel frei bewegen kann und die Kompression wieder gelockert wird. Deshalb ist es nach dem Anlegen wichtig, die Sicherung zu nutzen. Eine weitere Komplikation bei mangelnder Sicherung ist, dass die verletzte Person den Knebel möglicherweise selbst lockert. Da eine starke Kompression zu Schmerzen führt, ist diese Reaktion eines Verletzten nicht unwahrscheinlich. Wurde die Sicherung angelegt, sorgt sie für ausreichenden Schutz vor ungewolltem Lösen des Knebels.
6. Fehler: Das Anlegen des Tourniquets erfolgt über einem Gelenk
Bei der Positionierung über einem Gelenk ist eine ausreichende Kompression der verletzten Arterie nicht möglich. Daher darf ein Tourniquet nicht direkt über dem Knie oder Ellbogen positioniert werden.
Neben Gelenken können jedoch auch Kleidung und am Körper getragene Ausrüstung ein Problem darstellen. Mit Gegenständen gefüllte Taschen am Ärmel oder Hosenbein der Kleidung wirken als Puffer und mindern die Kompression. Sie müssen vor dem Anlegen entfernt oder geleert werden.
7. Fehler: das Tourniquet wird nicht waagerecht angelegt
Meistens erfolgt das Anlegen eines Tourniquets intuitiv in waagerechter Position an der verletzen Extremität. Je nach Positionierung ist jedoch auch ein Abweichen von der Idealposition möglich. Diese kann schlimmstenfalls zu einem späteren Verrutschen und erneuten Blutungen führen. Wird es distal mit einer Handbreit Abstand zu Leiste oder Achsel angelegt, sorgen die anatomischen Gegebenheiten automatisch für einen waagerechten Sitz.
8. Fehler: offene Wunden werden nicht verbunden
Eine Tourniquet Anwendung stellt keinen Ersatz für die erste Wundversorgung am Unfallort dar! Mit einem sterilen Wundverband verhindern Sie das Eindringen von Schmutz und Keimen in die offene Wunde. Derartige Wundverunreinigungen können den Heilungsprozess durch Entzündungen verzögern. Da es bei Amputationsverletzungen teilweise auch zu Blutungen aus dem Knochen kommt, ist eine weitere Wundversorgung unerlässlich. Hierzu legen Sie einen Druckverband an. Er trägt ebenfalls zum Stillen der Blutung bei und verhindert Blutungen aus dem verletzten Knochen. Neben dem Wundverband achten Sie bestenfalls auch darauf, dass die Verletzung stillgelegt wird. Das fördert die Blutgerinnung und erhöht die Überlebenschancen.
9. Fehler: zeitweises Öffnen des Tourniquets
Äußert ein Verletzter starke Schmerzen oder wehrt sich möglicherweise gegen das Tourniquet, neigen zivile Ersthelfer zum temporären Lockern oder Öffnen des Knebels. Das führt jedoch umgehend zum Blutfluss durch die verletzte Arterie und wird schnell lebensbedrohlich. Andererseits bleibt auch zu beachten, dass eine Tourniquet Anwendung zeitlich begrenzt ist. Eine Dauer von bis zu zwei Stunden ist unproblematisch und zieht keine gesundheitlichen Folgen nach sich. Längere Anwendungen sollten nur in unvermeidbaren Notfällen erfolgen, da dies Folgen mit sich bringen kann.
10. Fehler: in der Notfallausrüstung wird kein Tourniquet mitgeführt
Neben einer falschen Tourniquet Anwendung gibt es einen weiteren fatalen Tourniquet Fehler: Es fehlt in der Notfallausrüstung oder ist nicht griffbereit darin platziert. Denn bei schweren arteriellen Verletzungen mit hohem Blutverlust ist rasches Handeln erforderlich und dazu müssen die notwendigen Hilfsmittel immer in einwandfreiem Zustand und griffbereit sein.
Fazit
Bei richtiger Anwendung kann ein Tourniquet durch Kompression hohen Blutverlust verhindern und auf diese Weise das Leben eines Schwerverletzten retten. Bestenfalls erfolgt die Tourniquet Anwendung durch geschultes Fachpersonal, das mit dem korrekten Umgang vertraut ist. In Notfallsituationen, wie beispielsweise bei einem Verkehrsunfall, sollten jedoch auch Laien vor der Anwendung eines Tourniquets nicht zurückschrecken, insofern dies notwendig ist!